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Am 26. Februar 2020 sprach das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein Urteil, das man wohl ohne Übertreibung als gesellschaftlichen Dammbruch bezeichnen kann. Die Rede ist von dem Recht eines jeden Menschen auf „selbstbestimmtes Sterben“. Jeder müsse auf der Grundlage seines Verständnisses von der Sinnhaftigkeit des Lebens entscheiden können, wann er (...)
Am 26. Februar 2020 sprach das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein Urteil, das man wohl ohne Übertreibung als gesellschaftlichen Dammbruch bezeichnen kann. Die Rede ist von dem Recht eines jeden Menschen auf „selbstbestimmtes Sterben“. Jeder müsse auf der Grundlage seines Verständnisses von der Sinnhaftigkeit des Lebens entscheiden können, wann er seinem Leben ein Ende setzen wolle. Natürlich müssen einige Kriterien im Voraus erfüllt sein, aber grundsätzlich könnte jemand zukünftig zum Arzt gehen und sich ein tödliches Gift verschreiben lassen. Die Karlsruher Richter wollen damit maximale Selbstbestimmung schaffen.
Das Klima, in dem so ein Gesetz entstehen konnte kam sicher nicht über Nacht. Bereits 1980 gründete sich die „World Federation of Right to Die Societies“. Hierhin schlossen sich sämtliche Organisationen zu einem Bündnis zusammen, die das grenzenlose Recht auf ärztlich begleiteten Suizid propagieren. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Gesetzeslage auf der ganzen Welt zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Ein Vorgehen, das Erfolg zu haben scheint. Betrachtet man sich die Länder, in denen der ärztlich assistierte Suizid bereits legalisiert ist, so fällt auf, dass hier oft nicht Parlamente aktiv wurden, sondern lautstarke Lobbygruppen, die ihr Anliegen bis vor die höchsten Gerichte brachten. Ist dort erst einmal ein Urteil gefällt, müssen die Parlamente nachziehen und Fakten schaffen. Die Schweiz, Belgien und die Niederlande sind markante Beispiele.
Wir sehen also, dass wir uns als Gesellschaft immer mehr in eine Schieflage begeben. Das Recht auf Leben wird grundsätzlich in Frage gestellt, nicht nur das der ungeborenen Kinder. Hier hat die radikalfeministische Parole „Mein Bauch gehört mir“ ein zum Himmel schreiendes, von einem Großteil der Medien ignoriertes Unrecht geschaffen. Millionen abgetriebene Kinder pro Jahr haben keine Lobby in der Politik und den Medien. Ihre Stimme wird nicht gehört. Und die gesellschaftliche Stimmung weitet sich aus. Da ist sie nämlich wieder, die Frage nach dem „werten“ und „unwerten“ Leben – eine Frage, die man eigentlich nach den unsäglichen Verbrechen der Nazi-Diktatur nie wieder stellen wollte. Wann hat mein Leben einen Wert? Nur wenn ich gesund und leistungsfähig bin? Dann fallen Gebrechliche, körperlich und psychisch Kranke, Behinderte oder schlichtweg „Lebensmüde“, auf die man das „selbstbestimmte Sterben“ ja nun ausweiten möchte, wohl ganz schnell durchs Raster. Und dann? Natürlich würde das kein „Right-to-Die“ Aktivist so schonungslos formulieren, aber der berühmte rosa Elefant steht im Raum und muss benannt werden.
Das christliche Menschenbild hat lange Zeit unsere Gesellschaft geformt. Ausgehend von der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen wurde ja erst die „unantastbare Würde“ im Grundgesetz definiert. Der Mensch hat damit nicht das Recht, sich zum autonomen Herrn über Leben und Tod zu erklären. Wo er das in der Menschheitsgeschichte doch tat, hatte das verheerende Folgen. Nun ist die bedingungslose Heiligkeit des menschlichen Lebens und damit einhergehend das 5. Gebot „Du sollst nicht töten“ (Exodus 20,13 und Deuteronomium 5, 17) für viele kein überzeugendes Argument mehr. Schließlich gehe es doch bei der aktiven Sterbehilfe und dem assistierten Suizid darum, körperlich oder psychisch kranken Menschen zu helfen und ihnen ihre Leiden abzunehmen. Doch hält dieses und ähnliche Argumente einer kritischen Betrachtung stand?
Wer, unter welchem Vorwand auch immer, die Tür zur Euthanasie öffnet, begibt sich auf ganz dünnes Eis! Es fängt mit kleinen Schritten an z.B. mit der Umschreibung von Selbstmord als „Freitod“. Später ist es dann vom assistierten Suizid bis zur Tötung auf Verlangen nicht mehr weit. Ein Zahnrad greift ins andere, wer möchte da wo noch Grenzen setzen? Die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ berichtete diese Tage von einer demenzkranken Frau in den Niederlanden, die trotz massiver Gegenwehr getötet wurde. Später entschied ein Gericht darüber, dass dieses Vorgehen „legal“ gewesen sei. Leider kein Einzelfall. Ärzte und Pflegekräfte, die eine hervorragende Arbeit leisten und bei so etwas aus Gewissensgründen nicht mitmachen wollen, geraten immer mehr unter Druck, ganz zu schweigen von großen seelischen Schäden.
„Menschen haben einen natürlichen Lebenswillen“, sagt Dr. Klesse. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Präsident der „Hippokratischen Gesellschaft Schweiz“. Und trotzdem kann es sein, dass ein Mensch durch eine Krankheit oder einen schweren Schicksalsschlag das Gefühl hat, sich in einer nicht mehr zu verkraftenden Situation zu befinden. Wirkliche Perspektiven für ein Weiterleben scheinen nicht mehr in Reichweite zu sein und der Gedanke liegt nahe: „Ich möchte lieber sterben, als so zu leben“. Menschen sind außerdem unterschiedlich belastbar. Dazu kommt dann noch diese penetrante Debatte um die aktive Sterbehilfe. Es wird vorgerechnet, was denn ein Pflegefall heute kostet. Kein Wunder, wenn sich da ein alter und kranker Mensch denkt, dass er seinen Verwandten und der Gesellschaft nur noch ein Klotz am Bein ist. Man fühlt sich dann irgendwie unerwünscht, so als bloßer Kostenfaktor.
In vielen Fällen ist ein Selbstmordversuch ein Hilfeschrei. Betroffene wollen sich aus einer schier ausweglosen Situation befreien. Gelingt es jedoch, ihnen wieder Mut und Zuversicht zu schenken, wollen viele plötzlich nicht mehr sterben. Wer Suizidgedanken hat, der braucht eines sicher nicht: Personen oder eine Gesetzgebung, die ihn darin noch bestärken! Vielmehr braucht er Menschen um sich, die ein bedingungsloses Ja zum Leben haben. Menschen, die einfach da sind, ihm liebevoll beistehen und zeigen, dass er in seiner Verzweiflung nicht alleine ist. Vor allem brauchen sie jemanden, der ihnen sagt, wie wertvoll sie sind. Das ist wirklich Nächstenliebe. Gemeinsam lässt sich vieles besser ertragen und oft erlebt man dann, wie auch schwer Kranke regelrecht aufblühen. Für viele ist auch das Sakrament der Krankensalbung eine Quelle großen Trostes und neuer Kraft. Nein, eine Entsolidarisierung und ein Verweisen auf den Selbstmord als Möglichkeit zur Problemlösung kann keine befriedigende Antwort sein. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgericht ignoriert sämtliche anthropologische Grundlagen, über die sich erfahrene Psychiater und Palliativmediziner einig sind und lässt damit die Betroffenen im Stich – wohlgemerkt unter dem Deckmäntelchen der Selbstbestimmung.
Damit ich hier nicht falsch verstanden werde: Es geht nicht darum, das Leben eines Menschen qualvoll mit allen Mitteln zu verlängern, auch wenn es medizinisch ausweglos und der Betroffene selbst gar nicht mehr bei Bewusstsein ist. Wir haben ja heute in der Medizin viele Möglichkeiten dazu. Aber, so schwer es auch ist, manchmal muss man einen Menschen auch sterben lassen. Deshalb ist es wichtig, diesen Fall in einer Patientenverfügung zu klären und sich auch mit glaubenstreuen, christlichen Anbietern auseinanderzusetzen, was man hier alles festlegen kann und sollte.
Noch ein Aspekt dieses vielschichtigen Themas möchte ich bedenken: Leiden und Sterben aus christlicher Sicht. Für viele, die keinen Zugang zum Glauben haben, ist Leid und Tod etwas gänzlich Unbegreifliches und Sinnloses. Jesus Christus jedoch eröffnet uns eine neue Perspektive. „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir“, sagt er (Matthäus 16,24). Der Heiland selbst hat für uns aus Liebe am Kreuz gelitten. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass wir durch „viele Leiden in das Reich Gottes eingehen müssen“ (14,22). Ja, wir müssen auch durch die Schule des Kreuzes gehen, wenn wir wirklich weise werden wollen. Die größten Heiligen und Kirchenväter sind heute diejenigen, die auch durch das Leid gehen mussten. Unser endliches Leben steht alleine in den Händen Gottes. Ein Priester, der schon viele Menschen beim Sterben begleitet hat, berichtete einmal von seinen Erfahrungen. Für viele, die ihre unerschütterliche Hoffnung auf Jesus Christus setzen, verliert der Tod ein Stück seines Schreckens – obwohl natürlich doch noch ein gewisses Unbehagen bleibt, was aber, denke ich, natürlich ist. Sterben ist ein Teil unseres Daseins und deswegen sollten wir es nicht verdrängen. In jedem Ave Maria bitten wir die Gottesmutter um ihre Fürsprache „jetzt und in der Stunde unseres Todes“. Maria vergisst ihre Kinder nicht, sie wird uns beistehen.
Das waren einige Gedanken zu diesem brisanten und kontroversen Thema. Sicher gibt es noch vieles dazu zu sagen, ich kann hier lediglich einige Anstöße geben. Das 5. Gebot muss felsenfest stehen, wenn wir die Vernunft, den Willen Gottes und das Grundgesetz nicht übergehen wollen. Das Bundesverfassungsgericht öffnet mit seinem Urteil Tür und Tor für die „Kultur des Todes“, wie es der heilige Papst Johannes Paul II. einmal formulierte. Wir als Christen sind dazu eingeladen, dem entgegen zu wirken, Menschen Mut zu machen und ihnen die Liebe Gottes zu bringen. Nehmen wir Leiden und Widerstände als eine Schule Gottes und gleichzeitig als Vorbereitung auf das ewige Leben bei ihm an.
„Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht
mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher
war, ist vergangen“
(Offenbarung 21,4).
„Was nimmst du dir dieses Jahr vor?“ Diese Frage steht meistens am Beginn einer jeden Fastenzeit vor Ostern. Weniger Süßigkeiten, keinen Alkohol, keine Zigaretten oder aber – für die ganz hart Gesottenen – eine Auszeit vom ständig ablenkenden Handy. Ja, es ist so eine Sache mit den Vorsätzen. Wenn man sich zu viel vornimmt passiert es oft, dass man mit der Zeit doch nachlässig wird und dann setzt die Frustration (...)
„Was nimmst du dir dieses Jahr vor?“ Diese Frage steht meistens am Beginn einer jeden Fastenzeit vor Ostern. Weniger Süßigkeiten, keinen Alkohol, keine Zigaretten oder aber – für die ganz hart Gesottenen – eine Auszeit vom ständig ablenkenden Handy. Ja, es ist so eine Sache mit den Vorsätzen. Wenn man sich zu viel vornimmt passiert es oft, dass man mit der Zeit doch nachlässig wird und dann setzt die Frustration und Enttäuschung ein, weil die gesteckten Ziele nicht erreicht wurden. Trotzdem gaben über 40% der Bundesbürger bei einer Umfrage an, in der Fastenzeit auf etwas verzichten zu wollen. Zwar tun es viele nicht aus religiösen Gründen, aber zeitweiliger Verzicht erscheint ihnen irgendwie sinnvoll, wenn auch nur, um die eigenen Grenzen auszutesten oder wieder mal etwas auf die schlanke Linie zu achten.
Sucht man im Internet gezielt nach „Fasten“, stößt man auf unzählige Angebote. Die meisten zielen darauf ab, dass der Mensch sich selbst ins Zentrum rückt und damit gehen die aktuellen Fasten-Trends völlig an dem vorbei, was das Christentum unter gelungenem Fasten versteht. Fasten will, so merkwürdig sich das vielleicht anhören mag, ein Weg der Freude sein. Denn im Mittelpunkt dieser vorösterlichen Zeit steht nicht das pausenlose Drehen um mich selbst, sondern Gott. Und wo Gott ist, da ist auch Freude: „Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr reich werdet an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes“ (Römer 15,13).
Die Fastenzeit ist aber auch eine Zeit der Buße und Umkehr, eben weil der Mensch vergesslich ist. Am meisten steht er in der Gefahr, Gott zu vergessen. Vielleicht war die Gottvergessenheit noch nie so groß wie unserer aktuellen Zeit. Aber nicht nur die Gesellschaft leidet darunter, sondern leider auch die Kirche. Wir erleben eine Kirche hier in Deutschland, die ihre eigene Sendung nicht mehr ernst nimmt oder sie vergessen zu haben scheint. Alles, was am Glauben Anstoß erregen könnte oder dem aktuellen Zeitgeist widerspricht, wird zunehmend unter Verschluss gehalten. Wir müssen jedem nach dem Mund reden und jedem das sagen, was er gerne hören möchte. Heraus kommt eine fade, billige, politisch-korrekte Beliebigkeitsfloskel ohne jede Anziehungskraft und Anspruch. Und warum sind wir in dieser Situation? Weil Gott fehlt! Weil er nicht mehr an erster Stelle steht! Weil wir den Grundsatz Jesu „zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ (Matthäus 6,33) zu suchen vergessen haben. Gott aber ist treu. Er wartet und streckt uns seine liebende Hand hin, die wir nur ergreifen müssen. Nicht Gott, sein Wort oder die Tradition der Kirche muss korrigiert werden, sondern wir!
Die liturgischen Texte und die Bibellesungen vom Aschermittwoch sind uns Kompass, wohin die Fastenzeit führen will: „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld und es reut ihn das Unheil“ (Joel 2,12-18). Hört man da nicht, wie Gott um uns wirbt? Wie er sich nach uns sehnt! Wenn wir diese Wahrheit des Glaubens nicht verstehen, dann bringt auch die strengste Askese und Fastenübung nichts. Der heilige Apostel Paulus ruft uns am Aschermittwoch aus dem 2. Korintherbrief zu: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (5,20). Und der Heiland erinnert in der Bergpredigt daran, dass wir unser Almosen im Verborgenen geben sollen, denn „dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Matthäus 6,4). Es geht nicht darum, etwas darzustellen oder dem Nachbarn zu zeigen, wie fromm ich faste, sondern die Gotteskindschaft zu bezeugen. Und wenn sich daran jemand stört, dann ist das gut!
Fastenzeit heißt, den Alltagstrott zu verlassen und mir bewusst zu machen, was Gott für mich getan hat. Es geht alleine um ihn! Um ihn, der diese gefallene Welt so sehr liebt, dass er sich für sie am Kreuz dahingegeben hat (Johannes 3,16). Um ihn, der diese Welt nicht ihrem hausgemachten Chaos und Verderben überlässt. Um ihn, der mich aus meinem Elend holen möchte. Wegschauen von uns und Hinschauen zu ihm ist so wichtig, damit wir nicht in unseren manchmal abwegigen Ideen und Vorstellungen, die wir ja für so wichtig halten, verkommen. Seine ausgestreckte Hand ist der Weg nach Ostern, damit neues Leben möglich wird und in uns wachsen kann.
Und nur deswegen gibt es die unterschiedlichen Fastenbräuche. Wir nehmen unseren Körper in Zaum und verzichten auf Dinge, die uns sonst so selbstverständlich erscheinen, damit unser Blick auf den Herrn wieder frei wird. Was das genau beinhaltet, muss jeder in einer eigenen Gewissenserforschung herausfinden. Fest steht aber, dass die Fastenzeit definitiv Anspruch hat und uns machmal auch zu harter Arbeit an uns selbst auffordert. Ja, vielleicht darf es sogar machmal etwas wehtun. Aber alles unter einer Voraussetzung: Es geht nicht um mich, dass ich mich „besser fühle“, sondern um den Herrn. Wenn ich meine Kraft dazu nutze, auch wenn ich mir hin und wieder Scheitern eingestehen muss, dann beginnt das Evangelium durch mich zu leben. Dann mündet der Weg in eine Freude, die alle vergänglichen Oberflächlichkeiten dieser Welt nicht geben kann.
Der Herr sieht mich in meiner Ganzheit und auch meine verborgensten Winkel. Das Leben, das Jesus Christus am Kreuz errungen hat und in seiner Auferstehung durchbricht, wird uns geschenkt. Ich hoffe, diese Gedanken helfen dir, lieber Leser, die vor uns liegende Fastenzeit zu nutzen und mit bereitem Herzen auf Ostern zuzugehen.
Beim Rosenkranz scheiden sich in der katholischen Welt die Geister. Für die einen ist er ein monotones, einseitiges und geradezu nach Abwechslung schreiendes Gebet, für andere wiederrum übt er eine enorme Anziehungskraft aus. Zur letzteren Gruppe gehören auch vermehrt „Neueinsteiger“ in den Katholizismus und solche, die eine wirklich tiefe Gottesbeziehung damit (...)
Beim Rosenkranz scheiden sich in der katholischen Welt die Geister. Für die einen ist er ein monotones, einseitiges und geradezu nach Abwechslung schreiendes Gebet, für andere wiederrum übt er eine enorme Anziehungskraft aus. Zur letzteren Gruppe gehören auch vermehrt „Neueinsteiger“ in den Katholizismus und solche, die eine wirklich tiefe Gottesbeziehung damit aufgebaut haben. Auch jüngere Initiativen zur (Neu)Evangelisation scheinen die verborgene Kraft des Rosenkranzes wieder zu entdecken.
Ehrlich gesagt konnte ich vor meiner Rückkehr zum katholischen Glauben nicht wirklich verstehen, was am Rosenkranz so besonders sein soll. Ich hatte die Bilder meiner Kindheit vor Augen, als etwas geistesabwesend wirkende ältere Menschen leise immer wieder gleiche Formulierungen murmelten. Dabei ließen sie die Perlen der Gebetskette durch ihre Hände gleiten. So verschwand mein Rosenkranz auch schnell in der Schublade und sollte so schnell nicht wieder auftauchen – bis zu meiner Konversion.
In einer Katechese hörte ich, dass der Rosenkranz ein Gebet der Stille und der Betrachtung sein solle. Wie kann das sein bei einem so wortreichen Gebet? Also still ist es doch dabei nicht, dachte ich mir. Und wenn ich immer wieder die gleichen Sätze spreche schlafe ich doch ein. Kann das Betrachtung sein? Ich wollte mehr darüber wissen und forschte tiefer nach, was die Tradition der Kirche dazu meint – immerhin blickt der Rosenkranz auf eine 400-jährige Geschichte zurück und muss sich wohl bewährt haben.
Rosenkranz beten heißt zu Betrachten. Stellen wir uns ein Liebespaar vor. Da braucht es eigentlich gar keine vielen Worte. Alleine ein Blick, ein kurzes sich Betrachten reicht aus, um dem anderen seine Zuneigung und tiefe Liebe zu zeigen. Genau das gleiche gilt für den Rosenkranz. Hier wenden sich zwei Liebende einander zu – der Beter und Jesus Christus. „Ohne Betrachtung ist der Rosenkranz ein Leib ohne Seele, und das Gebet läuft Gefahr, zu einer Wiederholung von mechanischen Formeln zu werden,“ sagte Papst Paul VI. Mit dieser Haltung wurde der Rosenkranz von vielen großen Heiligen empfohlen. Nein, es geht nicht darum, möglichst viel zu „plappern“, in der Hoffnung, so eher erhört zu werden.
In jedem Rosenkranz bekommen wir 5 Impulse, um unseren Glauben zu betrachten und zu verstehen: Zum Beispiel Jesu Empfängnis durch den Heiligen Geist, seine Geburt, sein Kreuzweg und Leiden, seine Auferstehung usw. Je nach Rosenkranz werden unterschiedliche Szenen wie die Blüten einer Rose betrachtet. Da sehe ich den dunklen Stall von Bethlehem vor mir, wie das kleine Jesuskind von der Muttergottes liebevoll gestreichelt wird. Oder ich sehe die durchbohrten Hände und Füße Jesu am Karfreitag. Wie haben sich wohl die Apostel gefühlt, als sie Jesus haben in den Himmel auffahren sehen? Gemeinsam ergibt sich dann ein ganzes Bild. Die immer wieder eingeschobenen „Gegrüßet seist du Maria“ haben hierbei einen festen Sinn. Sie leiten einerseits durch das Gebet und helfen uns gleichzeitig, das Leben des Heiland aus einer ganz wichtigen Perspektive zu betrachten: Aus der Sicht Marias. Wie schön ist es, so nahe an Jesus zu sein wie Maria. Wir nehmen uns an ihrer Liebe zum Herrn und ihrem festen Glauben ein Beispiel und richten uns im Gebet ganz auf Jesus aus. Es ist eine schöne Geste, die ich immer wieder sehe, dass man Marienfiguren gerne einen Rosenkranz in die Hand gibt. Das zeigt, dass wir keinesfalls Maria anbeten, wie es fälschlicherweise oft behauptet wird, sondern vielmehr MIT Maria beten.
Schwester Lucia de Jesus dos Santos, eine der Seherinnen von Fatima, sagt einmal, dass der Rosenkranz neben der Hl. Messe das Gebet ist, das uns am meisten mit Gott vereint. Liegt nahe, denn er vereint ja alle Etappen der Heilsgeschichte zu einem großen Ganzen. Alle Betrachtungen inklusive der eingeschobenen Gebete stammen aus der Heiligen Schrift bzw. ergeben sich aus dieser. Vor unserem Gott liegt unser ganzes Leben offen. Er kennt unser Herz ganz, sodass der Rosenkranz nicht nur ein Gebet der Betrachtung, sondern auch des Vertrauens ist. Nur wenn ich mich mit jemandem beschäftige und ihn kenne, kann ich ihm auch vertrauen. Wir dürfen wissen, dass Maria, mit der wir ja beten, alle unsere Anliegen vor den Herrn bringt. Es gibt viele Zeugnisse von Wundern, die in Verbindung mit dem Rosenkranzgebet geschahen. Da ist die Rede von plötzlichen Heilungen, seelisch und körperlich. Oder eine vermeintlich ausweglose Situation begann sich zu klären, miteinander Zerstrittene konnten sich versöhnen. Natürlich ist der Rosenkranz kein Garant, dass Gebete immer so erhört werden, wie wir uns das vorstellen. In ganz vielen Fällen betet man jahrelang für ein Anliegen und es geschieht (scheinbar) nichts. Beim Beten gilt ein ganz wichtiger Grundsatz: Gebete werden immer erhört, aber sie werden auf die Weise erhört, wie es für uns am besten ist. Gott hat eben doch die größere Weitsicht als wir.
Außerdem hat das Rosenkranzgebet einen weiteren großen Pluspunkt: Man kann es flexibel immer und überall beten. Egal ob man auf den Bus wartet, im Auto unterwegs ist oder ihn abends im Bett betet. Früher war es üblich, dass Geistliche den Rosenkranz auch während dem Spazieren beteten. Streng genommen braucht man dazu noch nicht einmal eine Gebetskette, die Finger an der Hand reichen. Der Rosenkranz ist ein völlig unkompliziertes Gebet.
Um den Rosenkranz besser in den Alltag zu integrieren, habe ich hier noch ein paar praktische Tipps, die mir selbst geholfen haben.
1. Plane Dir eine feste Zeit ein, wann du den Rosenkranz beten möchtest. Je nach dem wie dein Tag aussieht kann das morgens, mittags oder Abends sein. Und wenn du einen Termin festgemacht hast, halte ihn auch konsequent ein. Du hast da einen Termin mit Jesus und Maria! Fange am besten in kleinen Schritten an und nimm dir einmal pro Woche Zeit. Wenn man eine Routine entwickelt hat, fällt es einem dann immer leichter.
2. Nimm dir Zeit! Wie ich es oben beschrieben habe ist der Rosenkranz wirklich „Quality-Time“ und ein Betrachten des Herrn. Stell dir vor ein Liebespaar trifft sich zu einem romantischen Essen und einer schaut ständig auf die Uhr, wie lange es noch dauert. Da würde sich der Partner wohl kaum geschmeichelt fühlen. Es hilft mir auch immer, bevor ich anfange zu beten kurz ruhig zu werden und meine Gedanken des Tages zu sammeln. Was war heute? Gibt es bestimmte Personen, für die ich danken möchte oder die mir Sorgen machen? Beschäftigt mich eine Sache besonders? Dann ist das doch jetzt die perfekte Gelegenheit, all das mit in den Rosenkranz zu nehmen.
3. Schaffe dir einen schönen Rahmen. Wie bereits gesagt ist der Rosenkranz einfach und umkompliziert, deshalb ist dieser Tipp jetzt rein subjektiv. Ich bete den Rosenkranz gerne ganz „minimalistisch“ abends im Bett oder manchmal auch kniend in meiner Gebetsecke. Eine Kerze, ein schönes Kreuz oder eine Statue der Muttergottes können helfen, die Gedanken auf das einzustimmen was man da tut. Und wenn wir schon dabei sind: Smartphone oder sonstige Ablenkungen sollten während dieser Zeit mal nicht in Griffweite liegen. Ein ganz besonderer Schatz ist der Rosenkranz während der stillen Zeit vor dem Tabernakel oder der eucharistische Anbetung. Was gibt es schöneres, als den vor sich zu sehen, den wir intensiv im Gebet betrachten.
4. Genieße den Rosenkranz. Wenn ich alleine bete nehme ich mir ab und zu auch mal zwischen den Gesätzen Zeit, kurz inne zu halten. Rosenkranz heißt nicht, im Akkord zu sprechen. Ich bin ein geliebtes Kind Jesu und Marias und darf mir das bewusst machen. Dann komme ich vom Betrachten hin zum Staunen.
Wir haben in der Kirche einen großen Gebetsschatz, den wir dringend wieder mehr bewerben müssen. Wie viele Menschen suchen einen Ausgleich zur einer stark technisierten und durchrationalisierten Welt und finden diesen leider oft nur in fernöstlichen Meditationspraktiken. Dabei ist der Rosenkranz eine einfache, aber doch tiefe Meditation (d.h. Betrachtung) der Heilsgeheimnisse und kann zu einer Quelle der Freude werden. Nutzen wir dieses Potenzial.
Leere, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit – Trauer hat viele Gesichter. Obwohl sie jeder Mensch anders erlebt, muss man diese Gefühle niemandem erklären, der schon einmal einen lieben Menschen verloren hat. So mussten meine Familie und ich Abschied von meiner schon länger dementen (...)
Leere, Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit – Trauer hat viele Gesichter. Obwohl sie jeder Mensch anders erlebt, muss man diese Gefühle niemandem erklären, der schon einmal einen lieben Menschen verloren hat. So mussten meine Familie und ich Abschied von meiner schon länger dementen Oma nehmen. Es ist schwer zu sagen, was einem durch den Kopf geht. Erst einmal muss man „funktionieren“ und alles Organisatorische klären, was unmittelbar zu tun ist.
Im Nachhinein kommen dann die Gedanken: Wie war unser Verhältnis die letzten Jahre? Die schwere Demenz macht vieles kaputt. Zwar kann man ihre Hand halten und einfach da sein, aber was durch diese Krankheit davon noch wirklich wahrgenommen wird ist fraglich. Und dann sind da die noch tieferen Fragen. Was kommt eigentlich nach dem Tod? War es das jetzt einfach? Früher als evangelischer Christ hätte ich diese Frage wohl mit Ja beantwortet. Wenn ein Mensch stirbt, dann können die Lebenden für die Seele des Verstorbenen nichts mehr tun – so hart und endgültig sich das auch anhört. Deshalb wird auch nicht für die Verstorbenen gebetet.
Heute als konvertierter Katholik widerstrebt mir diese Auffassung zutiefst. Wir bekennen in jedem Credo „die Auferstehung der Toten“. Gibt es denn da nicht eine gewisse Kontinuität zwischen dem leiblichen Tod bis dahin? Doch, die Kirche sagt, dass es diese gibt. Und deshalb ist das Gebet für die Toten fundamental wichtig. Im Grunde unterscheidet es sich ja dem Wesen nach gar nicht so sehr von dem für die Lebenden. Wir beten für Letztere, weil wir sie lieben und ihnen Gutes wollen. Und gleichsam beten wir für unsere lieben Verstorbenen, dass Gott auch sie in der jenseitigen Welt in seine liebenden Arme schließen möge. Diese Bitte bringt die Kirche vor Gott, wenn sie im 2. eucharistischen Hochgebet fleht: „Nimm sie und alle, die in deiner Gnade aus dieser Welt geschieden sind, in dein Reich auf, wo sie dich schauen von Angesicht zu Angesicht.“
Aber es gibt noch eine weitere wichtige Stelle im Glaubensbekenntnis, die mich bestärkt. Nämlich die, an der wir unseren Glauben an die „Gemeinschaft der Heiligen“ bezeugen. Der Heilige Apostel Paulus schreibt: „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm,“ (1.Korinther 12,27). Wenn man den Apostel kennt dann weiß man, dass er hier von der Kirche als „Leib Christi“ spricht. Nun kann man natürlich einwenden, dass es doch hierbei immer nur um lebende Glieder am Leib Christi geht. Das mag im direkten Zusammenhang richtig sein. Aber zurecht fragten sich viele Kirchenlehrer nach einiger Zeit, ob das nicht in gleicher Weiße auch für die Verstorbenen gilt. Diese Gemeinschaft in der Kirche hört auch dann nicht auf, wenn sich die unsterbliche Seele vom Leib trennt. Spätestens der heilige Augustinus verkündete dies in aller Deutlichkeit und Papst Pius XII. goss es 1943 in seine Enzyklika „Mystici Corporis“.
Ja, Gott kennt alle unsere Verstorbenen und es entspricht ganz und gar seinem Wesen, dass er keine einzige Seele vergisst. In welchem Zustand sind diese Seelen nach dem Tod? Das ist stark abhängig davon, ob wir wirklich auf seine unendliche Barmherzigkeit vertraut und wie wir unser Leben gestaltet haben. Ist die Seele im himmlischen Zustand, so braucht sie natürlich kein Gebet mehr, denn der Himmel ist ewig. „Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“, (1. Korinther 2,9).
Genauso ewig ist aber auch die ewige Verlorenheit, die ewige Gottesferne. Wir nennen es Hölle. Eine Seele, die sich bewusst schon hier auf der Erde von Gott trennt und für sich den Weg der Zerstörung wählt, wird diesen Zustand auch in der Ewigkeit beibehalten. Wie sehr schmerzt es Gott, aber er lässt uns den freien Willen, mit dem er uns ja geschaffen hat, um ihn wirklich und freiwillig zu lieben.
Und nun gibt es noch den dritten Seelenzustand: Den der Reinigung, bevor die Seele in den Himmel kommt. Ich denke mal, dass dies der Zustand vieler sein wird, da die meisten nicht vollkommen heilig sterben werden. Gott ist heilig und gerecht. Daher kann in den Himmel „nichts Unreines“ (Offenbarung 21,27) hineinkommen. So gibt es das Fegefeuer. Obwohl wir in der Beichte von Sündenschuld losgesprochen werden, bleiben jedoch die Folgen der Sünde bestehen, die abgebüßt werden müssen. Ein Beispiel: Ein Mörder kann aufrichtig bereuen und seine Schuld kann ihm vergeben werden. Trotzdem bleiben die Folgen seines Mordes bestehen: Das Opfer wird nicht mehr lebendig und und die Verwandten leiden ein Leben lang unter seiner Tat. Aber auch für die kleinen, lässlichen Sünden muss ein Bußakt geleistet werden, wie es Jesus immer wieder andeutet (Matthäus 5,26). Weil das die logische Konsequenz aus der Heiligkeit Gottes ist, hat es das Konzil von Florenz und Trient als Dogma definiert. Und während des Bußaktes in der „himmlischen Waschmaschine“, wie es einmal ein Priester sagte, können wir den „armen Seelen“, also den Seelen, die noch nicht vollkommen sind, helfen. Wir begleiten sie mit unserer Fürbitte und Gebeten auf ihrem Weg in den Himmel. Wie schön und segensreich ist es schon hier auf Erden, wenn füreinander gebetet wird. Vergessen wir nicht, dass jedes Gebet ein Akt der Liebe und Hingabe für den anderen ist. Wollen wir das den Verstorbenen verweigern? Papst Bededikt XVI. formulierte es so: „In mein Leben reicht immerfort das Leben anderer hinein (...). Und umgekehrt reicht mein Leben in dasjenige anderer hinein: im Bösen wie im Guten. So ist meine Bitte für den anderen nichts ihm Fremdes, nichts Äußerliches, auch nach dem Tode nicht. In der Verflochtenheit des Seins kann mein Dank an ihn, mein Gebet für ihn ein Stück des Reinwerdens bedeuten." Besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken.
Gott vergisst keine Seele – vergessen aber auch wir unsere Verstorbenen nicht! Es ist für mich eine wirklich heilsame Erfahrung, für meine Oma beten zu können. In aller Ohnmacht der Trauer kann ich beten, helfen, hoffen und vor allem lieben. Ich bin in keiner Weiße zur Verzweiflung und Untätigkeit verdammt. Was für eine große Hilfe und Barmherzigkeit Gottes!
"O, mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen."
Vor 2000 Jahren stand ein Verurteilter vor Pontius Pilatus, dem Präfekt des römischen Kaisers Tiberius. Dieser wie ein Verbrecher behandelte Mann trat mit einem unerhörten Anspruch auf: „ Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Johannes 18,38). So antwortete Jesus Christus auf die Frage des Pilatus, wer er denn überhaupt sei. Aber Pilatus ließ nicht locker: „Was ist Wahrheit?“, will er (...)
Vor 2000 Jahren stand ein Verurteilter vor Pontius Pilatus, dem Präfekt des römischen Kaisers Tiberius. Dieser wie ein Verbrecher behandelte Mann trat mit einem unerhörten Anspruch auf: „ Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Johannes 18,38). So antwortete Jesus Christus auf die Frage des Pilatus, wer er denn überhaupt sei. Aber Pilatus ließ nicht locker: „Was ist Wahrheit?“, will er wissen. Ja, was ist die Wahrheit? Gibt es so etwas überhaupt?
Wir leben in einer pluralistischen und vielfältigen Welt. Viele Weltanschauungen, Religionen oder politische Konzepte werden angeboten, oftmals fehlt einem da der Überblick in diesem gigantischen Gewirr. Welche Stelle nimmt die Kirche vor allem hier in Deutschland ein? Hört man die christliche Stimme noch?
Mission ist doch in der pastoralen Landschaft mittlerweile ein Tabu. Viele Bischöfe sprechen über alles mögliche, flüchten sich in politisch-korrekte Phrasen, aber über dem Evangelium liegt der Mantel des Schweigens. Ich muss keinen Kirchentag besuchen, um mich über korrekte Mülltrennung oder „Geschlechtergerechtigkeit“ informieren zu lassen. Die Bilder der Vergangenheit scheinen verblasst, als christliche Missionare sich voller Begeisterung aufmachten, um Jesus Christus als Herrn und Retter in die Welt zu tragen. Dabei ist Deutschland und Europa doch mittlerweile geistliches Brachland, das so dringend eine Erweckung und Neuevangelisation braucht. Warum wird das kaum noch gesehen?
Ich denke, dem liegt ein großer Irrtum zugrunde: Mission steht in dem Ruf, aufdringlich zu sein. In die relativistische Welt der „vielen Wahrheiten“ passt das einfach nicht mehr hinein. Häufig hört man, dass es bei all dem keine „absolute Wahrheit“ gäbe. Dabei ist diese Meinung nicht etwa eine Errungenschaft der Aufklärung, sondern war bereits in der Antike durch den Philosophen Protagoras (ca. 400 v.Chr.) vertreten. Seine Schule besagt, dass alleine der Mensch das uneingeschränkte Maß aller Dinge sei. Was er für sich als wahr, richtig und gut erkenne, dass sei es dann auch. Übersetzt in unsere Zeit heißt das: Keiner darf in der heutigen Zeit mehr die Unverschämtheit besitzen, seinen Standpunkt für wahr zu halten. Denn wer für sich Wahrheit in Anspruch nimmt, schließt andere automatisch aus. Das ist intolerant und führt im schlimmsten Fall zu Kriegen und Gewalt. Wer zur Bekehrung und Umkehr aufruft, der handelt respektlos gegenüber der Weltanschauung der Anderen, die es ja zu bewahren gilt.
Wahrheit wird hier allerdings sehr fragwürdig definiert. Ein Bespiel: Person A geht davon aus, dass das Universum ohne jede Ursache entstanden ist. Alle Naturgesetze kommen aus sich selbst und bis zur Entstehung des Menschen hin braucht es keinerlei höhere, planende Intelligenz – also der Standpunkt eines Atheisten. Person B sagt das Gegenteil. Sie behauptet, dass unsere Welt geradezu auf einen allmächtigen und planenden Gott hinweist, der den Menschen gewollt hat. Nun können beide Standpunkte nicht gleichzeitig wahr sein, denn ein Mittelweg ist nicht möglich. Gott kann es nicht nur „ein bisschen“ geben. Entweder es gibt ihn oder es gibt ihn nicht. Und wenn er existiert, dann ist das die Wahrheit, die für jeden Menschen gilt, auch wenn manche diese leugnen wollen. Es ist falsch zu meinen, Wahrheit hänge nur vom subjektiven Befinden oder der persönlichen Anschauung ab.
Bezogen auf die Religion gehen viele da noch einen Schritt weiter. Die Skepsis gegenüber Mission und Evangelisation wird damit begründet, dass jede „Offenbarung“ gleich gültig sei, also einen mit dem Christentum gleichwertigen Heilsweg darstelle. Das Christentum ist dann zwangsläufig auch nur noch ein Weg von vielen. Ein Beispiel dafür ist die oft nicht erwiderte Sympathie, die viele Kirchenvertreter gegenüber dem Islam bekunden. Dabei muss einmal ganz klar festgestellt werden, dass die Lehre des Islam den Kern unseres christlichen Glaubens, nämlich dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, als blasphemisch ablehnt. Wieder der gleiche Fall: Es kann nicht beides wahr sein. Entweder Jesus ist Gott und das Christentum ist wahr oder eben nicht.
Noch ein letztes Beispiel: Ich kenne einige evangelische Christen, die sich schwer mit der katholischen Kirche tun. Große Hindernisse in der Ökumene sehen sie vor allem im katholischen Standpunkt, wirklich die alleinige Kirche zu sein, die Jesus auf dem Felsen Petrus gegründet hatte. Demnach hat Jesus keine zwei oder gar mehrere hunderte Kirchen gegründet, sondern nur eine. Und unser Ziel muss es sein, unsere versprengten Geschwister wieder zurückzuführen in den Schoß dieser Kirche.
In allen Beispielen wird eines deutlich: Mission und die Frage nach der Wahrheit hängen unmittelbar zusammen. Es mag zwar bequem sein, dieser Frage aus dem Weg zu gehen und einfach in den vielstimmigen Chor des philosophischen Relativismus einzustimmen, aber zielführend ist das nicht. Jedes Kind weiß, dass sich wiedersprechende Aussagen nicht alle wahr sein können. Vielleicht kann man es auf humorvolle Weiße an einem Witz deutlich machen. Da streiten sich zwei und ein Dritter versucht zu schlichten, indem er einfach beiden recht gibt. Nun wird er von seinem Freund gefragt, wie er denn Beiden Recht geben könne, da doch angesichts des gleichen Sachverhalts nur einer im Recht sein könne. Daraufhin der Schlichter: „Da hast du irgendwie auch Recht“.
Wir sehen also, dass die Meinung, es gäbe Glaubenswahrheiten wie Sand am Meer und jede sei irgendwie für sich richtig nur eines sein kann: Irrtum. Umso erfrischender ist die von der Glaubenskongregation im Jahr 2000 veröffentlichte Erklärung „Dominus Jesus“. In dieser wird ausgeführt, dass der zunehmende Relativismus eine Gefahr für die christliche Verkündigung ist und die Kirche in der Pflicht steht, wesentliche Glaubensfundamente wieder ins Bewusstsein der Menschen zurückzuholen. Weiterhin geht daraus hervor, dass es nur einen fruchtbaren Dialog und Austausch mit anderen Religionen und Weltanschauungen geben kann, wenn von einer unverrückbaren Prämisse ausgegangen wird: Der Mensch ist als religiöses Wesen erschaffen. Unsere Seele findet nur dann ihre tiefe Befriedigung und Ruhe, wenn sie in Gott ruht. Bevor der Hl. Augustinus einer der größten Kirchenväter wurde, war er ein unermüdlicher Sucher nach der Wahrheit. Nach vielen Irrwegen schrieb er zu seiner Bekehrung: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ So hat jeder Mensch, alleine schon dadurch dass er Mensch ist, eine Sehnsucht nach dem lebendigen Gott. Daraus erwachsen die Fragen, die eigentlich alle Religionen stellen: Woher kommt der Mensch und was ist der Sinn des Lebens? Kein Tier ist dazu in der Lage. Mensch und Religion sind untrennbar miteinander verknüpft. Deshalb spricht die Kirche Menschen anderer Religionen auch nicht ihre tiefe innere Aufrichtigkeit ab, wirklich nach der Wahrheit zu suchen.
Und trotzdem ist das Christentum anders. Nicht der Mensch muss sich abmühen, um etwas von Gott zu erkennen, sondern Gott macht den ersten Schritt. Er offenbart sich uns. In der Heiligen Schrift, der Bibel, tut er das zuerst im Alten Testament durch die Propheten und dann später, indem er selbst in Jesus Christus Mensch wird. Es kommt kein besonders schlauer Weisheitslehrer zu uns, sondern Gott selbst, um den verlorenen Menschen zu suchen und zu retten. In keiner anderen Religion ist das auch nur im Ansatz vorstellbar. Es wäre in hochgradiger Weiße lieblos, den Menschen diese Wahrheit, die Jesus Christus in Person ist, vorzuenthalten. Denn die Wahrheit knechtet nicht, sie macht frei (Johannes 8,32). Zum Jahresbeginn schrieb ich über meinen Jahresheiligen Andreas. Er ist ein leuchtendes Beispiel, wie Evangelisation funktioniert. Der Heilige Andreas war einer der ersten, der Jesus kennenlernte und von ihm zur Nachfolge gerufen wurde. Was tat er dann? Das Johannes-Evangelium berichtet, dass er sofort zu seinem Bruder Petrus ging und ihm erzählte: „Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte“ (Johannes 1, 41). Das ist Mission: Menschen von Jesus erzählen. Andreas wartete als gläubiger Jude sehnsüchtig auf das Kommen des Messias. Wie hätte er seinem Bruder vorenthalten können, dass dieser nun gekommen war? Will heißen, wenn jemand von Jesus wirklich gerufen wurde, der ja die Wahrheit selber ist (Johannes 14,6), dann kann er das nicht einfach für sich behalten. Es ist ein inneres Bedürfnis, das was man selbst gefunden hat, mit anderen zu teilen – ein zutiefst menschliches Bedürfnis.
Deshalb hat Evangelisation und Mission nichts mit Hochmut oder gar Respektlosigkeit zu tun. Wir als Christen sind sicher keine „besseren Menschen“ als andere, denn wir wissen, dass die Offenbarung Gottes ein der Kirche anvertrautes Geschenk ist. Diese kann es nur verwalten und steht in der Verantwortung, es weiterzugeben. Gott wurde für uns alle Mensch, er starb für uns alle am Kreuz. Da kann ich kleiner Mensch mir überhaupt nichts darauf einbilden, sondern mit dem Heiligen Apostel Paulus sagen: „Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, gebührt mir deswegen kein Ruhm; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1.Korinther 9,16).
Wer sich von Jesus rufen lässt, aus welcher Religion oder Weltanschauung er auch immer kommen mag, wird sicher nichts verlieren. Im Gegenteil: Er wird nur gewinnen und den finden, auf den alle Sehnsucht und alles Verlangen des Menschen ausgerichtet ist.
Ich sitze in der kleinen Kirche und warte, bis es beginnt. Es ist Sonntag, der Tag, den wir Christen als „Tag des Herrn“, bezeichnen. Nur wenige andere Messbesucher haben sich eingefunden und füllen in einigem Abstand zueinander die Bänke. Die Corona-Pandemie macht sich auch hier deutlich bemerkbar, denn vielerorts finden gar keine öffentlichen Gottesdienste statt oder aber sie (...)
Ich sitze in der kleinen Kirche und warte, bis es beginnt. Es ist Sonntag, der Tag, den wir Christen als „Tag des Herrn“, bezeichnen. Nur wenige andere Messbesucher haben sich eingefunden und füllen in einigem Abstand zueinander die Bänke. Die Corona-Pandemie macht sich auch hier deutlich bemerkbar, denn vielerorts finden gar keine öffentlichen Gottesdienste statt oder aber sie werden nur per Livestream übertragen. Der Virus hat vieles verändert, uns aus dem Gewohnten herausgerissen. Aber vielleicht ist genau das eine willkommene Gelegenheit, einmal tiefer über das nachzudenken, was zumindest gläubige Katholiken bisher als selbstverständlich erachtet haben: Die Heilige Messe.
Welchen Stellenwert hat sie? Was bedeutet sie für uns? Bereits vor Corona zeichnete sich ja eine eher beunruhigende Entwicklung ab. Nur noch ein sehr geringer Teil der Getauften beteiligt sich überhaupt noch am kirchlichen Leben oder besucht regelmäßig einen Gottesdienst. Wenn ich mit anderen darüber ins Gespräch komme, höre ich eigentlich immer wieder ähnliche Argumente. „Ich muss doch nicht in die Kirche gehen um zu beten. Das kann ich auch zuhause oder bei einem Spaziergang in der Natur tun“, lautet eines davon. Oder aber der Besuch der Kirche wird zu einem bloßen Sonntag-Vormittag-Ritual, das man halt so macht, weil es Tradition ist. Das eigentliche Leben berührt das aber nicht, die Herzen bleiben leer.
Die Ursachen für diesen Zustand könnten auch unter anderem darin liegen, dass viele gar nicht mehr wissen, was die Heilige Messe überhaupt ist. Denn wann wird denn darüber mal wirklich gesprochen? Meiner Meinung nach wurde das in den letzen Jahren sehr vernachlässigt und davon ausgegangen, dass der Messbesuch eine Art „Selbstläufer“ ist. Das ist es nicht, deshalb wollen wir uns im Folgenden einmal einige Aspekte näher anschauen.
In der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ des II. Vatikanischen Konzils bezeichnet die Kirche die Heilige Eucharistie und damit verbunden auch die Heilige Messe als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“. Stellen wir uns einen Fluss vor. Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil eines funktionierenden Öko-Systems. Nirgendwo gedeiht Leben so gut wie am und im Wasser. Damit das aber geschehen kann, braucht es eine Quelle, wo dieses lebensspendende Element entströmen kann. Man kann es auch vergleichen mit einer Bergwanderung. Wenn wir im Sommer in den Bergen zum Wanderurlaub sind, bietet sich immer ein tolles Panorama. Wir machen uns morgens früh mit einem Ziel auf: Den Höhepunkt, den Gipfel des Berges, zu erreichen. Und wenn wir das dann mit viel Anstrengung geschafft haben, wird man mit diesem atemberaubenden Ausblick belohnt. Genau das ist die Heilige Messe. Sie ist zum einen die Quelle des kirchlichen Lebens, weil aus ihr alle Kraft entspringt, zum anderen ist sie Höhepunkt, weil in ihr alles Sehnen nach dem Kommen des Herrn in diese Welt ihre Erfüllung findet.
Nun kann man natürlich fragen, ob das Christentum denn eine bloße Ritus-Religion ist. Geht es denn nicht viel mehr darum, Kraft aus einer Person zu schöpfen, nämlich aus dem auferstandenen Herrn Jesus Christus, als lediglich aus einer äußerlichen Form? Aber genau das ist der Punkt. Wenn wir von der Heiligen Eucharistie sprechen, dann sprechen wir von Jesus! Und zwar vom Heiland in der Form, wie er sich uns am tiefsten, intensivsten und nähesten schenken möchte. Alle Inhalte der Heiligen Messe sind nur auf ihn und sein reales Kommen im Allerheiligsten Sakrament des Altar ausgerichtet. Jedes mal wenn die Kirchenglocken läuten, dann soll uns das auf die Einladung Jesu aufmerksam machen: ER will zu dir kommen und dich ganz erfüllen. Wie sehr schmerzt es ihn, wenn wir diese Einladung ausschlagen und uns alles andere am Sonntag wichtiger ist. Wie viel Kraft und Gnade geht verloren, wenn wir dieses Geschenk übergehen! Welchen Stellenwert hat die Heilige Messe für dich? Ist sie für dich „systemrelevant“?
Das Konzil hat drei Aspekte der Gegenwart des Herrn in der Heiligen Messe beleuchtet.
1. Heilige Messe bedeutet zuerst Begegnung mit Jesus. In seinem Namen kommen wir zusammen, nicht damit wir ein schönes Unterhaltungsprogramm haben oder wir uns pausenlos um uns selbst drehen können. Nein, die Liturgie ist auch keine „Spielwiese“ für merkwürdige Experimente, wie wir das zeitweilig heute erleben müssen. Jesus gibt uns die Zusage seiner Realpräsenz, wenn wir uns zu ihm hin versammeln: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18,20).
2. Gott will uns zudem in seinem Wort begegnen. Dieses nimmt eine besondere Rolle ein. Wenn aus der Heiligen Schrift in verschiedenen Lesungen vorgetragen wird, dann sind das keine verstaubten Geschichten aus vergangenen Zeiten. Das Wort ist „lebendig“, heißt es im Hebräerbrief. Gott will zu uns sprechen, damit wir ihm Antwort geben können. Die Wichtigkeit seines Wortes sehen wir auch in den äußeren Gesten: Es wird beweihräuchert, während der Verkündigung des Evangeliums stehen normalerweise zwei Ministranten mit Leuchten links und rechts vom Ambo und am Ende der Lesung wird es hochgehalten und sogar vom Priester geküsst. Ich weiß, dass man hin und wieder dazu neigt, in den Lesungen gedanklich etwas abzuschweifen. Vielleicht hilft es, mal mit einer konkreten Fragestellung hinzuhören: Gott, was willst du mir jetzt ganz persönlich sagen? Nicht selten bekomme ich dann ein Wort oder ein Gedanke, der für meine Lebenssituation genau passend und wegweisend ist.
3. Jesus ist real gegenwärtig, verborgen in der Gestalt von Brot und Wein. Kraft seiner Weihe hat der Priester die Vollmacht, die Worte zu sprechen, die Jesus beim letzten Abendmahl sprach: „Nehmet und esset alle davon, das IST mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Dasselbe tat der Herr mit dem Kelch: „Nehmt und trinkt alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis." In dieser Geste hatte er sein qualvolles Leiden für unsere Sünden vorausgenommen und gleichzeitig gedeutet. Für uns wird das Kreuzesopfer jedes mal auf dem Altar vergegenwärtigt, sooft wir Eucharistie feiern. Aus dem Handeln Jesu erwuchs gleichzeitig der Auftrag der Kirche: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. In jeder Heiligen Messe kommen wir diesem Auftrag Jesu nach. Nun scheiden sich ja häufig die Geister, wie denn die Einsetzungsworte Jesu zu verstehen sind. Sind sie lediglich symbolisch zu verstehen, da sich ja das Aussehen von Brot und Wein bei der Wandlung meistens nicht ändert? Die katholische Antwort ist ganz kurz und einfach: Wir verstehen sie so, wie Jesus sie gesagt hat. Es ist doch erstaunlich, dass gerade der Protestantismus, dessen Motto ja „Allein die Heilige Schrift“ ist, genau diese Worte Jesu einfach umdeuten will und sie nicht so stehen lässt, wie sie sind. Eine der längsten Predigten Jesu im Neuen Testament ist eine eucharistische Predigt. Wir finden sie in Johannes 6. Hieraus leitet die Kirche ihren Glauben ab. Die Apostel bestätigten später genau dieses Eucharistieverständnis. Bis heute haben wir ja eine Vielzahl eucharistischer Wunder, die ein beeindruckender Beweis dafür sind, dass die Worte Jesu genau so zu verstehen sind wie sie überliefert wurden.
Ja, die Heilige Messe ist ein großartiges Geschenk, das uns in eine innige Gemeinschaft mit dem Herrn führt und ihn in seinem Wort und Sakrament erfahrbar macht. Ohne Heilige Messe können wir nicht aus der Quelle der Freude und Kraft schöpfen. Deshalb kann ein Spaziergang oder das Gebet zuhause, so wichtig das auch ist, nicht die Heilige Messe ersetzen. Es lohnt sich, den Kern unseres Glaubens inhaltlich und mit dem Herzen zu verstehen. Nur dann wird diese Stunde, die ich in der Kirche verbringe, für mich sinnvoll. Dann wird sie wirklich mit Inhalt gefüllt und die gläubige Mitfeier der Heiligen Messe wird zu einem inneren Bedürfnis, auch jetzt in der Pandemie Zeit.
Für alle, die mehr über die Heilige Eucharistie erfahren möchten:
https://www.evangelisation-heute.de/Heilige-Eucharistie.html
Zu Beginn eines jeden Jahres feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria. In meiner evangelikalen Vergangenheit spielte Maria jedoch immer eine sehr untergeordnete Rolle. Wenn man in der Heiligen Schrift von ihr las, ging man immer schnell über die Stellen hinweg, denn von (...)
Zu Beginn eines jeden Jahres feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria. In meiner evangelikalen Vergangenheit spielte Maria jedoch immer eine sehr untergeordnete Rolle. Wenn man in der Heiligen Schrift von ihr las, ging man immer schnell über die Stellen hinweg, denn von Maria zu sprechen hatte schon den Hauch des Katholischen. Dementsprechend verstand ich erst nach meiner Zuwendung zum Katholizismus, wie wichtig Maria doch für den Heilsplan Gottes und die gesamte christliche Lehre ist. Je mehr ich die Muttergottes kennenlernte, desto mehr lernte ich sie auch zu lieben.
Wenn wir von Maria sprechen, sprechen wir nicht einfach über irgendeinen beliebigen Menschen. Ich denke man kann ohne zu übertreiben feststellen, dass durch sie das wohl wichtigste Ereignis der Menschheitsgeschichte passierte: Gott wurde Mensch in Jesus Christus! In ihrem Leib nahm das ewige Wort Gottes Fleisch an. Alleine dieser Umstand zeigt, dass es doch schon sehr ignorant ist, sie einfach zu übergehen oder ihr einen Nebenplatz zuzuteilen. An Maria wird deutlich, wie Gott die größten Wunder wirken kann, wenn der Mensch sich nur dafür öffnet.
In der christlichen Kunstgeschichte wurde Maria sehr oft dargestellt. Während wir heute über die Werke mittelalterlicher und barocker Meister staunen, sind uns bereits aus dem 3. Jahrhundert Marienbilder und Gebete überliefert. So können wir eigentlich sehr einfach zu dem Schluss kommen, dass die Verehrung der Gottesmutter so alt wie die Kirche selbst ist. Bereits im Alten Testament wird Maria als die Frau angekündigt, die den Messias und Schlangenzertreter gebären würde (Jesaja 7,14).
Der Engel Gabriel brachte Maria die Botschaft: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ (Lukas 1,28). Durch den freien Willen Marias, durch ihr einfaches „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“, wurde sie zur Wohnstätte Gottes, gewissermaßen zu einem Tabernakel. Das ist das ureigenste Wesen der Kirche und auch ihr eigentlicher Beginn. Marias demütiges Herz vereint sich mit dem Herzen Jesu, das vor Liebe für uns sündige Menschen brennt und bis zum Kreuz führt.
Gott hat „die Begnadete“ von Anfang an als reines, makelloses Gefäß erwählt. Sie wurde selbst unbefleckt empfangen, das heißt, sie blieb durch die unendlichen Verdienste ihres göttlichen Sohnes von der Erbsünde verschont. Bei ihrer Erscheinung in Lourdes 1858 stellte sich die Muttergottes der Heiligen Bernadette als die „Unbefleckte Empfängnis“ vor. Deshalb erübrigt sich auch die Frage, ob Maria zum Engel Gabriel auch hätte „Nein“ sagen können. Sie ist uns das größte Vorbild für ein Leben im vollkommenen Einklang mit dem Willen Gottes. Wie oft sind wir da meilenweit davon entfernt. Deshalb bin ich froh, sie als himmlische Mutter und Fürsprecherin zu haben.
Die Muttergottes war aber nicht nur von der Erbsünde befreit. In der Liturgie feiern wir sie auch als „glorreiche, allzeit jungfräuliche Mutter unseres Herrn und Gottes Jesus Christus“. Obwohl Martin Luther selbst noch an der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias festhielt, wird dieser Glaubenssatz heute nahezu vom gesamten Protestantismus verworfen. Aber auch liberale Theologen stören sich daran und versuchen sie umzudeuten. Dabei besagt dieses Dogma, dass Maria wahrhaftig die von Gott Auserwählte ist. Ihre jungfräuliche Empfängnis war nicht einfach nur „auf Zeit“, oder, wie man modern sagen könnte, eine Entscheidung bloß für einen Lebensabschnitt. Gott beruft immer lebenslang, ausschließlich und bleibend. So behütete Maria ihre Jungfräulichkeit ihr ganzes Leben hindurch. Es wird argumentiert, dass in den Evangelien ja auch von den Brüdern und Schwestern Jesu die Rede sei. Nun muss man wissen, dass manche Wörter, die in unserem heutigen Sprachgebrauch klar belegt sind, in der Bibel noch sehr weitläufig gebraucht werden konnten. So wurden im Orient auch entfernte Verwandte und Freunde mit „Bruder“ oder „Schwester“ angesprochen. Auch die Apostel sprachen häufig von „Geschwistern“ und meinten damit nicht ihre leiblichen Verwandten. Stattdessen gibt es viele Hinweise, die auch von den Kirchenvätern gesehen wurden, dass Maria nur einen einzigen Sohn geboren hatte. An keiner Stelle in den Kindheitsgeschichten lassen sich eindeutige Hinweise auf andere Kinder Marias finden. Am Kreuz übertrug Jesus die Sorge um seine Mutter dem Apostel Johannes. Warum, wenn es noch andere leibliche Geschwister gegeben hätte? Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Bei genauem Hinsehen bestätigen die Evangelien und die Heilige Schrift im Einklang mit der Kirche, dass Maria immer jungfräulich blieb.
Vor einem Jahr war ich in Rom und durfte in der Basilika Santa Maria Maggiore die Heilige Messe mitfeiern. Sie ist eine der größten und schönsten Kirchen der italienischen Hauptstadt und der Muttergottes geweiht. Wer eintritt kann nicht nur in einer Seitenkapelle das berühmte Gnadenbild „Salus Populi Romani“ sehen, sondern sich auch in die prächtigen Deckenmosaiken vertiefen. Eines davon zeigt das 5. Geheimnis des Glorreichen Rosenkranzes: Maria, die von Jesus im Himmel gekrönt wird. Umgeben wird die Szene von jubelnden Engeln und Heiligen. Der thronende Jesus hält ein Buch geöffnet, in dem ein Vers nach Psalm 45,12 zitiert wird: „Komm, meine Erwählte, und ich will dich auf meinen Thron setzen, denn der König verlangt nach deiner Schönheit.“
Ich weiß, dass viele, gerade auch auf protestantischer Seite, sich damit sehr schwertun. Oftmals heißt es, dass der Erlöser Jesus Christus durch die Marienverehrung der Kirche in den Hintergrund trete. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wer in dem oben beschriebenen Mosaik genau hinschaut, erkennt, dass die Muttergottes ihre Hände in Richtung Jesus offen hält. Maria weist uns stets auf ihren Sohn hin. Sie ist der kürzeste und sicherste Weg zu Jesus, so sagt es auch der Katechismus. Es war doch Gottes Ratschluss selbst, der Maria auf so einzigartige Weise in das Erlösungsgeschehen mit einbezogen hat. Wir können ihm also nichts wegnehmen, wenn wir sie als Fürsprecherin und Helferin verehren. Der Heilige Bernhard von Clairvaux formulierte es sinngemäß einmal wie folgt: „Jeder Sohn freut sich mehr, wenn neben ihm auch seine Mutter geachtet und geehrt wird, als wie wenn sie einfach übergangen und ignoriert wird.“ Jesus und Maria stehen also niemals in Konkurrenz zueinander, sondern bauen aufeinander auf.
Zwischen Mutter und Sohn besteht eine innige Verbindung. Diese tiefe Beziehung ist der menschlichen Natur nach auch zwischen Jesus und Maria geknüpft. Nun ist die Kirche, in die wir durch die Taufe hineingenommen sind, der mystische Leib Christi. Folgerichtig wird Maria damit zur Mutter der Kirche. 1964 gab Papst Paul VI. ihr diesen Titel „Mater Ecclesiae“, welcher beinhaltet, dass wir als Glieder des Leibes Christi nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Kinder Marias sind. Der Heiland selbst bestätigte das in seinem Todeskampf am Kreuz. Mit Liebe blickte er auf seine Mutter und gab sie in die Obhut des Jüngers, „den Jesus liebte“ (Johannes 19,26). Maria wird damit zur Mutter des großen Gottesvolkes, das alle Jahrhunderte, Sprachen und Nationen umfasst. Sie ist Mutter für alle, die in ihrem Sohn Jesus Christus das Heil gefunden haben, auf dem Weg des Glaubens sind und seine glorreiche Wiederkunft erwarten. Bei dieser wird uns der Herr, genau wie bei Maria schon geschehen, zur ewigen Herrlichkeit führen.
Ich hoffe es wurde etwas deutlich, wie reich und wunderbar ein marianisch ausgerichtetes Christsein ist. Lieben wir Gott wie Maria. Lobpreisen wir ihn wie Maria. Halten wir im Leiden durch wie Maria. Bewahren wir die Dinge, die wir (noch) nicht verstehen in unserem Herzen wie Maria. So wie Gott durch Maria Mensch wurde, dürfen wir durch Maria zu Gott kommen. Und ganz nebenbei: Bestimmte Interessengruppen sind schnell dabei, der katholischen Kirche „Frauenfeindlichkeit“ zu unterstellen. Das mutet doch sehr merkwürdig an, wenn man bedenkt, dass wir eine Frau als Vorbild für alle Christen und als erste voll Begnadete verehren. Gerade in der aktuellen Debatte lohnt es sich, ohne ideologische Scheuklappen auf Maria zu schauen und sich in Demut von ihr korrigieren zu lassen.
Stimmen wir in das ein, was Maria selbst im Magnificat ausruft: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig“ (Lukas 1,46-49).
Wir stehen kurz vor dem Jahr 2021. Nicht nur Weihnachten war so ganz anders als die letzten Jahre, auch der Jahreswechsel wird wohl in diese Kategorie fallen. Damit verbunden habe ich - wie ich finde - eine schöne und vor allem christliche Alternative zu sämtlichen (...)
Wir stehen kurz vor dem Jahr 2021. Nicht nur Weihnachten war so ganz anders als die letzten Jahre, auch der Jahreswechsel wird wohl in diese Kategorie fallen. Damit verbunden habe ich - wie ich finde - eine schöne und vor allem christliche Alternative zu sämtlichen Silvesterbräuchen gefunden: das Ziehen eines Jahresheiligen.
Das kann man sowohl einzeln als auch in der Familie machen. Wichtig ist, vorher zu beten und um den Heiligen Geist zu bitten. „Kirche in Not“ hat dazu ein Karten-Set mit ca. 100 Heiligen entwickelt (Link dazu unten). Die Karten werden umgedreht auf dem Tisch ausgelegt und jeder zieht dann eine, die den persönlichen Jahresheiligen zeigt. Natürlich geht das mit dem unten stehenden Link auch online in digitaler Form. Zu jedem himmlischen Begleiter bekommt man ein Zitat, eine Bibelstelle und einen kurzen Impuls, der helfen soll, sich mit diesem Heiligen auf den Weg ins neue Jahr zu machen.
Nun will ich es mal nicht so spannend machen und meinen Jahresheiligen etwas vorstellen. Er ist einer der Apostel und tritt – im Gegensatz zu seinem Bruder Petrus – in den Evangelien eher dezent auf. Trotzdem zeigt er uns, was einen Apostel wirklich ausmacht. Gemeint ist der Heilige Andreas. Wie viele gläubige Juden seiner Zeit sehnte er sich nach dem Kommen des Messias und hielt Ausschau nach Zeichen. Ja, er war ein suchender und wacher Mensch. Eines dieser Zeichen war das Auftreten Johannes des Täufers, der in der Wüste taufte und auf „das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt“ hinwies. Während Petrus zu Hause bei ihrer Familie und dem Fischereibetrieb in Kafarnaum blieb, machte sich Andreas auf, um Johannes zu hören. Sicher dachte er viel darüber nach, was dies wohl alles bedeuten sollte.
Eines Tages war es dann soweit. Es sollte ein Tag wie jeder andere sein. Petrus und Andreas gingen ihrer Arbeit nach und fischten. Da kam Jesus Christus auf sie zu und krempelte ihr Leben gewaltig um. „Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Markus 1,17). Wie kraftvoll ist doch der Ruf des Heilands, der selber das lebendige Wort Gottes ist! Augenblicklich ließen die beiden gestandenen Männer ihre Netze liegen. Damit wurde Andreas, der im Herzen offen war für das Wirken Gottes in dieser Welt, zu einem der ersten Jünger Jesu.
Der Evangelist Johannes stellt uns Andreas aber auch als tatkräftigen Nachfolger vor. Bei der wundersamen Brotvermehrung wies er Jesus auf den kleinen Jungen mit den fünf Gerstenbroten und zwei Fischen hin. Obwohl er sicher genauso ratlos wie die anderen Jünger war, wie man denn so viele Menschen satt bekommen sollte, vertraute er darauf, dass Jesus aus beschränkten und für uns Menschen unscheinbaren Mitteln Großes wirken konnte. In der Apostelgeschichte wurde er weiterhin Zeuge der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Die Kirchenväter Eusebius, Gregor von Nazianz und Hieronymus überliefern uns, dass Andreas mit Petrus auf Missionsreise ging und viele Wunder wirkte. Gemäß seiner Berufung als Menschenfischer verkündete er unermüdlich das Evangelium, heilte Kranke und baute die Kirche auf. In Patras soll er Maximilla, die Frau des Statthalters, geheilt und zu Christus bekehrt haben. Er rief sie außerdem zur Enthaltsamkeit auf. Der Statthalter, daraufhin sehr erbost, ließ den Apostel geißeln und an ein schräges Kreuz schlagen. Wer heute vor einem Bahnübergang steht, kann das sogenannte „Andreaskreuz“ sehen. Sein Todestag war der 30. November des Jahres 60, an dem die katholische und orthodoxe Kirche sein Fest feiert. Papst Benedikt XVI. wies auf die große Bedeutung der Apostelbrüder Andreas und Petrus hin. Während Andreas nach Pfingsten zum Missionar der griechischen Welt wurde, ging Petrus nach Rom, um dort in der lateinischen Christenheit seinem Sendungsauftrag zu folgen. Hier zeigt sich die enge Verbindung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche, die nach Ratzinger gewissermaßen „Schwesterkirchen“ sind.
Der Heilige Andreas soll für mich in diesem kommenden Jahr Lehrer und Vorbild sein, Jesus in allem nachzufolgen und dort anzupacken, wo ich im Reich Gottes gebraucht werde. Nach seiner Begegnung mit Jesus drängte es ihn zu verkünden, was er erlebt hatte: „Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus.“ (Johannes 1, 41-42). So wird Andreas auch zum Wegweiser und zum Brückenbauer für Jesus. Jeder kann ein solches Licht, ein Wegweiser an dem Ort sein, an den er gestellt ist. Dazu sind wir als getaufte Christen sogar alle berufen. Und wo das mal mehr, mal weniger gelingt, erbitte ich Kraft und Hilfe auf die Fürsprache des Heiligen Andreas.
Als katholische Christen wissen wir, dass wir eine große „Wolke von Zeugen“ (Hebräer 12,1) am Thron Gottes haben, die unsere Freunde und Fürsprecher sind. Möge dein persönlicher Jahresheiliger dir Mutmacher, aber auch Herausforderer in der Nachfolge sein. Bitte um seine Fürsprache und integriere ihn in dein Gebetsleben, lies in der Heiligen Schrift bzw. in anderen Büchern von ihm, hänge dir ein kleines Bild von ihm auf – da sind der Kreativität eigentlich keine Grenzen gesetzt. Glauben heißt auch Abenteuer, lassen wir uns darauf ein! In diesem Sinne wünsche ich Dir einen guten und gesegneten Start ins neue Jahr.
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Weihnachten steht nun vor der Tür. Und wenn man so in die Runde fragt, um was es denn bei diesem Fest im christlichen Sinn eigentlich geht, ist die Antwort klar: Natürlich um die Geburt Jesu! Das ist ein objektiver Fakt, den viele so stehen lassen. Aber was das nun für mich persönlich bedeutet (...)
Weihnachten steht nun vor der Tür. Und wenn man so in die Runde fragt, um was es denn bei diesem Fest im christlichen Sinn eigentlich geht, ist die Antwort klar: Natürlich um die Geburt Jesu! Das ist ein objektiver Fakt, den viele so stehen lassen. Aber was das nun für mich persönlich bedeutet, daran scheiden sich die Geister. Es sagte einmal ein Priester, dass an Weihnachten Gott laut in diese Welt hineinruft. Welches Echo, welche Antwort wird er wohl bekommen? Um zu sehen, welche Antwort wir Gott auf sein großes Geschenk, nämlich sich selbst, geben sollen ist es aufschlussreich, sich die Personen der Weihnachtsgeschichte und ihre Reaktionen genauer anzuschauen.
Weihnachten wird gerne „die stille Zeit“ genannt. Man möchte wegkommen vom üblichen Alltagsstress, sich Zeit nehmen und (neu)besinnen. „Stille Nacht, heilige Nacht“, heißt es in einem berühmten Lied. Gott kam als Kind, ganz unscheinbar und still in eine laute Welt, die ihn mit ihren Attraktionen ständig übertönt. Wer das Weihnachtsmysterium verstehen will, muss innerlich still werden. Erst dann können wir ganz deutlich hören, was das Kind im Stall von Bethlehem uns sagt: So sehr liebe ich dich, dass ich Mensch werde, um mich für dich hinzugeben! Gott sagt das zu dir ganz persönlich, das ist Weihnachten. Die erste wichtige Antwort auf das Handeln Gottes ist also die Stille, damit wir ihn hören können.
Ein zweiter Blick haben die Hirten auf dem Feld verdient. Sie gehen ihrer gewohnten Arbeit nach und weiden ihre Schafe, als ein Engel zu ihnen tritt. „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ (Lukas 2,10-12). Plötzlich singen ganze Engelchöre und loben Gott. Wie muss es diesen Hirten wohl gegangen sein, als sie das alles sahen? Sie blieben nicht beim bloßen Hören der Worte des Engels stehen, sondern machten sich auf. „Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat!“ (Lukas 2,15). Weihnachten ist kein träges, nostalgisches Schwelgen in alten Geschichten, keine falsche Bequemlichkeit. Es heißt, auf Gottes Wort hin aufzubrechen. Hören alleine reicht nicht! Natürlich müssen wir nicht im buchstäblichen Sinn eine Reise antreten, wie es die Hirten oder die Weisen aus dem Morgenland getan haben. Vielmehr geht es darum, im Herzen aufzubrechen, hin zum Heiland in der Krippe. Komm zu Jesus mit deinem ganzen Leben. Alle Verletzungen, alle Abgründe darfst du ihm hinlegen, er will dein Herz erneuern. Die zweite Antwort ist der Aufbruch.
Nun stehen wir an der Krippe, zusammen mit den Hirten und den Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern gefolgt sind. Und was tun sie nun, da sie dieses Kind gefunden haben, von dem es heißt: „… und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“ (Jesaja 9,5)? Sie fallen nieder und beten ihn an. Wenn wir erkennen, was an Weihnachten passiert, können wir nur voller Staunen anbeten. Ohne die Anbetung des mensch gewordenen Gottes ist dieses Fest nur eine leere Hülse, die ihres eigentlichen Inhaltes beraubt ist. Das macht das Christentum einzigartig. In keiner Religion dieser Welt, auch wenn noch so häufig Gemeinsamkeiten betont werden, kommt Gott den Menschen so nahe. Es sei für den großen, allmächtigen Gott völlig undenkbar, ein Mensch zu werden, wird argumentiert. Aber genau das ist die „anstößige“ Wahrheit und Botschaft des Evangeliums. Und wer das erkannt hat, der ist geradezu gedrängt, diese wichtigste Botschaft unserer Zeit in die Welt zu tragen und zur Ehre Gottes zu leben. Dann dürfen wir Gott gemeinsam mit der Jungfrau und Gottesmutter Maria loben und ihm zurufen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.“ Anbetung ist somit die dritte Antwort.
Weihnachten ist zudem das Fest der Freude. „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll“, ruft der Engel den Hirten zu. Was muss da eine Freude geherrscht haben, als sie davon hören, dass ihr Erlöser endlich da ist! „Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war“ (Lukas 2,20). Ja, wer Weihnachten wirklich im Herzen versteht, der kann sich noch mehr darüber freuen, der stimmt ein in den Lobpreis der Engel: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14).
Das weihnachtliche Echo besteht also aus vier Komponenten: Das Hören auf Gott in der Stille, Aufbrechen im Herzen, Anbetung und die Freude über seine große Taten. Ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest. Bleib gesund! Gott segne Dich!
„Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: (...)
„Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Matthäus 22, 16-21).
Hier wird uns eine Begebenheit überliefert, die für unsere aktuelle Zeit mitten in der Pandemie sehr richtungsweisend sein kann. Nachdem ich hierzu eine bewegende Predigt gehört habe, möchte ich einige Gedanken teilen und ergänzen.
Die Pharisäer kommen zu Jesus und möchten ihm, wie so oft, eine Falle stellen. „Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?“, fragen sie ihn. Wir aus heutiger Sicht würde das wohl bejahen, denn es ist ja unsere Bürgerpflicht, das Gemeinwesen zu unterstützen, von dem wir auch viele Vorteile haben. Für einen frommen Juden war das jedoch damals eine schier unerträgliche Demütigung, unter einer heidnischen Besatzungsmacht leben zu müssen. Deshalb erwarteten sie einen militärisch mächtigen Messias, der dieser römischen Herrschaft mit ihrem Kaiserkult ein Ende bereiten würde.
Jesus lässt sich eine Münze mit der Prägung des Kaisers geben und nun kommt die spannende Antwort: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“. Da stellt sich die Frage: Was gehört Gott eigentlich? Was sind wir ihm schuldig zu geben? Der Mensch ist ursprünglich im Ebenbild Gottes geschaffen. Das heißt, er trägt, ähnlich einer Münze, eine Prägung. Die Prägung Gottes. Nun liegt es aber in der personalen Verantwortung des Menschen, wie stark er sich von seinem Schöpfer prägen lässt. Als Christen sind wir aufgerufen, uns durch die Gnade immer mehr in das Abbild Jesu Christi zu verwandeln. Das ist ein Geschenk, wir antworten ihm darauf. Mit Gebet, mit Liebe in Wort und Tat und indem wir die Sakramente empfangen. Das macht uns Christus immer ähnlicher, das prägt uns wie eine Münze.
Was sind wir dem Kaiser schuldig? Wir gehören zu Christus und trotzdem sind wir Teil eines Staates, eines Gemeinwesens. Die menschliche Gesellschaft braucht Autoritäten, die ordnen, leiten und darauf achten, dass das Allgemeinwohl bewahrt bleibt. Von dieser Notwendigkeit schreibt schon der Hl. Apostel Paulus (Römer 13,1-2).
Was sagt uns das heute in der Corona-Krise? Sicher können und müssen viele staatliche Maßnahmen kritisiert und hinterfragt werden, das ist klar. Es gibt immer wieder viele Argumente dafür und dagegen, das soll hier nicht Thema sein. Aber als Kirche, als Christen, bietet uns die Krise auch eine Chance zur Evangelisation. Eine Krise stellt uns immer vor eine Frage: Wie wollen wir eigentlich leben? Es tauchen Gedanken an die eigene Zerbrechlichkeit und Endlichkeit auf, die in einer westlichen Wohlstandsgesellschaft scheinbar lange vergessen waren. Plötzlich sind wir gezwungen, aus unserer Routine herauszutreten. Über digitale Medien bekommen Heilige Messen und Impulse eine enorme Reichweite und auch eher kirchenferne Kreise können damit erreicht werden. Es ist beachtlich, was in vielen Pfarreien und katholischen Medien durch den unermüdlichen Einsatz Vieler auf die Beine gestellt wurde, denn die Menschen brauchen Jesus gerade jetzt! Das heißt, dass wir die Chance einer verstärkten und intensiveren Verkündigung ergreifen und aus einer „Dauer-Meckerhaltung“ heraustreten müssen. Die Corona Zeit ist eine Zeit des genauen Hörens auf den Herrn. Wir verbinden uns geistlich mit Christus in dieser Zeit des inneren Aufruhrs und Unsicherheit. Eines ist nicht zu vergessen: Gott lässt die Krise zu und das hat, denke ich, eine viel tiefere Bedeutung.
So sollten wir uns bemühen, die Nächstenliebe im Blick zu behalten und die staatlichen Vorschriften zum Schutz des Nächsten so gut es geht einzuhalten. Sicher verlangen sie eine starke Einschränkung und viele Unannehmlichkeiten von uns ab. Aber wenn wir lernen, das in einem inneren Gehorsam anzunehmen, dann gewinnen wir eine neue Perspektive: Gott kann auch in dieser Pandemie wirken. Nun kann man natürlich einwenden, dass wir doch keinen blinden Kadaver-Gehorsam leisten sollen, wie ihn totalitäre Regime fordern. Nein, darum geht es nicht nicht! Der Katechismus gibt eine gesunde Anweisung, wie wir zum staatlichen Handeln stehen sollen und was der Maßstab zur Bewertung dessen ist. Der staatlichen Autorität ist nur dann nicht zu folgen, wenn das Allgemeinwohl der Gesellschaft angegriffen und die Mittel, die sie uns einzusetzen verpflichtet, nicht mehr der sittlichen Ordnung entsprechen. Alleine die Tatsache, dass die Autorität heidnisch ist, muss noch nicht bedeuten, dass wir ihr nicht folgen dürfen.
„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ – Über allen Wirren dieser Zeit steht der Herr mit seinem souveränen Handeln. Nehmen wir dieses Evangelium zum Anlass, uns wieder bewusst zu machen, was Gott gehört und was wir ihm schulden: Sein Ebenbild widerzuspiegeln und uns durch die Sakramente wandeln zu lassen. Durch ständiges Murren und Auflehnen gegen den Staat verlieren wir so viel Zeit, die wir anderweitig nutzen können. Wie wäre es z.B. mit Gebet für die Regierenden, so wie es der Heilige Paulus auch fordert? Jeder - da nehme ich mich nicht aus - muss sich die Frage stellen wie oft er das wirklich tut.
Das Evangelium hinterfragt uns, worauf wir in diesen Tagen den Fokus legen. Beten wir, dass wir auch in dieser Zeit wirklich fruchtbar werden und Christus in die gebrochene Welt tragen.
Auch im Corona-Jahr 2020 wird es nun endlich Advent. Und doch ist alles irgendwie anders als die letzen Jahre. Ich muss zugeben dass es schwerfällt, in diese typische Vorweihnachtsstimmung zu kommen. Keine Weihnachtsmärkte, leere Innenstädte, wo doch um diese Zeit normalerweise die Einkaufszentren auf der Suche nach Geschenken gestürmt werden und auch die übliche Weihnachtsfeier im Betrieb fällt aus.(...)
Auch im Corona-Jahr 2020 wird es nun endlich Advent. Und doch ist alles irgendwie anders als die letzen Jahre. Ich muss zugeben dass es schwerfällt, in diese typische Vorweihnachtsstimmung zu kommen. Keine Weihnachtsmärkte, leere Innenstädte, wo doch um diese Zeit normalerweise die Einkaufszentren auf der Suche nach Geschenken gestürmt werden und auch die übliche Weihnachtsfeier im Betrieb fällt aus.
Fast ist man versucht zu fragen, ob damit nicht der Advent an sich ausfällt. Oder lag ich all die Jahre falsch und muss nur meinen Blickwinkel auf diese Zeit korrigieren? Auf was kommt es eigentlich an? Die Lesungen der letzten Sonntage können mir da einen Wink geben. Bestimmte Schlagworte fallen immer wieder: Wachsamkeit , Umkehr, sich bereit machen. Die Kirche stellt uns ein Kontrastprogramm dessen vor Augen, was die Verweltlichung aus dem Advent gemacht hat. Natürlich ist nichts gegen feiern und fröhlich sein zu sagen, nur kommt es, wie eigentlich bei allem, auf ein gesundes Maß an. Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste und begleitet von Glühwein, Plätzchen und allerlei kitschigen Weihnachtsliedern im Radio haben wir das Treiben spätestens am Heiligabend satt. So war es doch mehr oder weniger die letzten Jahre.
Durch ein kleines Virus, das uns die menschliche Zerbrechlichkeit wieder so klar vor Augen führt, werden wir aufmerksam gemacht auf die wirkliche Bedeutung des Advent: Seid wachsam! Wir sollen Ausschau halten nach dem, der in unsere Welt kam, um uns zu retten: Jesus Christus. Zu ihm, der uns wirklich trägt, müssen wir umkehren. Das ist der zweite wichtige Punkt. Zur Umkehr gehört auch immer Verzicht, das Schauen auf das Wesentliche. Was hält mich von Jesus ab? Etwas, das man nicht mehr mit dem bisher voll gepackten Advent verbindet. Die frühe Kirche jedoch beging die Adventszeit in ähnlicher Weise wie die Vorbereitung auf Ostern: Mit Fasten und Buße. Teils begann das Fasten schon ab St. Martin, also dem 11. November. Auch wenn das adventliche Fasten kirchenrechtlich nicht ausdrücklich verlangt wird, lohnt sich diese Betrachtung.
Meine Oma backt in der Vorweihnachtszeit immer allerlei Plätzchen. Da duftet das ganze Haus danach. Sie erzählte mir, dass in ihrer Kindheit im Advent zwar auch gebacken wurde, aber das eigentliche Festessen gab es erst an Heiligabend. Das war bestimmt nicht einfach, angesichts dieser vielen Leckereien zu warten, aber am Fest schmeckte es dann umso besser.
Häufig nutzen wir die Adventszeit auch für einen gründlichen Hausputz, damit an Weihnachten alles festlich ist. Natürlich darf der Aufbau der Krippe, was man wunderbar in der Familie tun kann, und ein schöner Adventskranz nicht fehlen. Warme Lichter in der dunklen Jahreszeit weisen auf das wahre Licht der Welt hin. Je mehr Kerzen brennen, desto näher kommt Weihnachten. Das macht den Advent wirklich zu einer tiefen und besinnlichen Zeit. Die Vorbereitungszeit auf das Eintreten Gottes in diese Welt sollen wir gleichermaßen nutzen, um die Seele zu entrümpeln. Alles was sich so angesammelt hat und den Heiland daran hindert, in unser Herz zu kommen, dürfen wir in der Beichte ausräumen.
Advent ist die Zeit der Wachsamkeit, der Umkehr und der Buße. So ist die liturgische Farbe auch violett, wie in der österlichen Fastenzeit. Unterbrochen wird das nur vom rosa gefärbten 3. Adventssonntag „Gaudete“ (übersetzt: Freut euch!). Nun ist der Herr ganz nahe!
Wer den Advent so lebt, wie die Kirche ihn ursprünglich gedacht hat, kann sich mehr auf Weihnachten freuen! Verzicht fördert die Vorfreude, die Erfahrung habe ich als jemand der nicht gerne wartet gemacht. Alles was ich immer, jetzt und sofort haben kann, verliert den Wert des Besonderen. Corona hat meinen Blick dafür geschärft, dass der Advent noch nicht das vorgeschobene Weihnachten ist. Es sind zwei verschiedene Zeiten, die wir bewusst begehen sollten. Einmal die Zeit der Vorfreude und dann die Zeit der vollen Freude. Gott ruft uns, die Zeichen der Zeit zu sehen und ihn mit ganzem Herzen zu erwarten.
„Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
Meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
Dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
Den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
Sei ewig Preis und Ehr.“
Herzlich Willkommen liebe Leser, Es ist so weit: Unser Evangelisation:HEUTE g:log ist da! Hier erscheinen regelmäßig Beiträge und Impulse rund um die Themen Glauben und Evangelisation.
Nun liegt natürlich die Frage nahe, wer hier überhaupt schreibt. Diese Frage möchte ich im ersten Beitrag beantworten und damit auch Zeugnis geben von(...)
Herzlich Willkommen liebe Leser, Es ist so weit: Unser Evangelisation:HEUTE g:log ist da! Hier erscheinen regelmäßig Beiträge und Impulse rund um die Themen Glauben und Evangelisation.
Nun liegt natürlich die Frage nahe, wer hier überhaupt schreibt. Diese Frage möchte ich im ersten Beitrag beantworten und damit auch Zeugnis geben von der Liebe Gottes, die in meinem Leben gewirkt hat.
Mein Name ist David Bohl und ich komme aus einem westpfälzischen Dorf, das sehr katholisch geprägt ist. Obwohl ich als Kind getauft wurde, spielt der Glaube in meinem Elternhaus keine wesentliche Rolle. Von meinen Großeltern wurde ich als Kind aber immer mitgenommen in die Heilige Messe. Natürlich verstand ich als Kind bei Weitem noch nicht alles, was da vor sich ging, aber es faszinierte mich und ich wollte auch immer wieder mit in die Kirche gehen. Eines jedoch verstand ich: Wie groß dieser Jesus ist, von dem da immer wieder gesprochen wird.
Dann kam die Pubertät und Jugendzeit. Ich wurde Messdiener. Hier erfuhr ich erstmals, dass Menschen auch tief enttäuschen können. Ich zog mich zurück aus dem Dienst am Altar und empfing auch das Sakrament der Firmung eher halbherzig. Die Jahre danach ließ ich mich treiben, wurde immer kritischer gegen die katholische Kirche, bis ich dann schließlich mit 14 Jahren austrat.
Aber diese Sehnsucht nach Gott, nach dem wahren Glauben blieb. Über Umwege kam ich in eine evangelikal geprägte Freikirche und wurde gleich in die Gottesdienste und Bibelkreise etc. eingeladen. Hier lernte ich Menschen kennen, die tief im Glauben verwurzelt sind. Ich erfuhr, dass man sich bewusst für Jesus Christus als Heiland und Erlöser entscheiden müsse und dass alleine der Glauben retten kann. Hier war wirklich eine große Kraft und Freude zu spüren. Die Kirchen, vor allem die römisch-katholische, seien vom wahren biblischen Glauben abgefallen, weshalb auch die Kindstaufe abzulehnen sei. Alles klang so plausibel und voller Begeisterung sprach ich mein Übergabegebet an Jesus und ließ mich erneut taufen. Endlich schien ich angekommen zu sein.
Einige Jahre war ich als evangelikaler Christ voll dabei. Wir führten Straßenmission durch, klingelten an den Haustüren und taten alles, um Menschen das rettende Evangelium von Jesus Christus zu bringen. Vor allem Katholiken wollte ich „bekehren“, denn ich war der Überzeugung, dass Katholiken, die nach der Lehre der „abgefallenen“, „unbiblischen“ Kirche lebten, alle verloren seien.
Nun aber begann Gott in seiner unendlichen Weisheit, mich zaghaft zurückzuführen. Ich las u.a. das Buch „Unser Weg nach Rom“, von Scott und seiner Frau Kimberly Hahn. Beide fanden nach langem Ringen ihren Weg vom Protestantismus zurück zur katholischen Kirche. An dieser Stelle sei dieses Buch jedem Suchenden nach Wahrheit empfohlen. Daraufhin forschte ich weiter und betete intensiv, dass Gott mir seinen Willen zeigt. Ich bemerkte, wie vieles, was ich bisher über die Kirche glaubte angesichts der Fakten einfach zusammenbrach.
In dieser Zeit sprach Gott enorm zu mir, vor allem, weil ich plötzlich seit langem wieder ein unheimliches Verlangen nach der Hl. Eucharistie hatte. Ich wollte Jesus im allerheiligsten Altarsakrament begegnen. Anfangs kämpfte ich noch dagegen an, weil es einfach nicht richtig sein konnte. Doch dann besuchte ich seit Jahren mal wieder eine Heilige Messe und sah die Liturgie. Vieles verstand ich nun viel besser als damals und interessanterweise predigte der Priester an diesem Sonntag über den verlorenen Sohn, der nach Hause kommt. Und genau das wollte ich: Nach Hause kommen, zurück in die Kirche, die Jesus Christus gründete. Die Kirche, die auf den Felsen Petrus gebaut ist und die die Grundfeste der Wahrheit ist.
Und noch etwas tat sich in mir. Ich ging in eine nahe gelegene Kapelle und bat die Gottesmutter Maria um ihre Fürsprache und Hilfe. In der gleichen Woche bat ich unseren Priester um Wiederaufnahme in die Kirche. Ich wurde herzlich bei allen darauffolgenden Schritten begleitet und vor allem im Glauben gestärkt, wofür ich unserem Priester sehr dankbar bin. Ich bin zu Hause und habe auch liebe Geschwister kennengelernt. Gelobt sei Jesus Christus.
Dieser g:log möchte Mut machen, Orientierung geben und die Schönheit des katholischen Glaubens zeigen. Seien wir Wegbereiter für Jesus, der immer wieder an unsere Herzenstür klopft und uns einladen möchte, ihm zu folgen.